Mutismus
Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit selektivem Mutismus erleben tagtäglich, dass sie in einigen Situationen mit anderen Menschen nicht sich äußern oder reden können, obwohl sie es gerne möchten. Aber die Stimme versagt, kein Laut kommt raus. Dies passiert meistens in Situationen in dem es wichtig ist zu sprechen, zb. Terminvereinbarung, im Kindergarten fragen, ob man auf die Toilette darf, beim Zahnarzt, dass es weh tut, auf Familienfesten, wenn jeder einem fragt und etwas wissen möchte, .. usw. Die Liste hat kein Ende. Wir sind kommunikativ und uns ist es angeboren, immerzu und in allen Lebenslagen über das Sprechen miteinander Beziehungen einzugehen, in Kontakt zu treten.
Der selektive Mutismus aber macht das unmöglich.
Er bewirkt eine weitgreifende Sprechblockade und kann dabei nicht nur die verbale, sondern auch die nonverbale Kommunikation erschweren: Im Kopf hat der Zweitklässler die Antwort sofort parat, wenn die Lehrperson fragt, was 7+ 7 gibt. Aber die Hand, um sich zu melden, liegt betonschwer auf dem Tisch, der Blick sinkt zu Boden, das Gesicht sieht aus wie eine gefühlsentleerte Maske, die Lippen fühlen sich an wie zugenäht. Der Lehrer wartet kurz und lässt dann ein anderes Kind die Frage beantworten. Wer kein Wort herausbekommt, lernt, ohne Worte zu kommunizieren. Und so kann das Kind mit selektivem Mutismus die Zahl 14 vielleicht aufschreiben und dem Lehrer zeigen. Vielleicht geht aber auch das nicht und das Kind sitzt stumm und starr am Pult, jeden Tag, jahrelang und bekommt deshalb schlechte Noten und nicht die Chancen die Andere bekommen. Zuhause aber ist dasselbe Kind in der Regel eine Plaudertasche. Das Universum dieses Kindes zerfällt in zwei Welten – in einer kann es sprechen, in der anderen nicht.
Wer im Dauerstress ist, lernt nicht gut, wer nichts sagen kann, bleibt auf seinen Lernfragen hocken, soziales Lernen in Gruppen ist oft nicht möglich, Freundschaften können nur sehr schwer oder gar nicht geknüpft und gehalten werden, gerade in der Pubertät ist es sehr auffällig. Hier kann es häufig zu Mobbing kommen.
Definition:
Der selektive Mutismus gehört zu den Angststörungen.
Bei Menschen mit selektivem Mutismus besteht eine Beeinträchtigung in Ausbildung, Beruf oder sozialer Kommunikation, aufgrund dessen bekommen Sie meistens Ergotherapie verschrieben. Zu erkennen ist ein Mutismus dennoch schwer, da häufig die Kinder nicht zu ihren Eltern kommen, sondern meist gedacht wird sie brauchen noch etwas Zeit um sich an Neue Gegebenheiten zu gewöhnen und aus ihren Schneckenhäusern zu kommen.
Es liegt keine Kommunikationsstörung oder Unfähigkeit des Sprachvermögens vor.
Der Beginn der Symptome ist sehr früh, bereits im Alter von 3-5 Jahren können Auffälligkeiten festgestellt werden.
Die Betroffenen kommunizieren nicht frei und bleiben unter ihren Möglichkeiten. Auch können sich zusätzliche Angst- und Kommunikationsprobleme entwickeln, Schulverweigerung kann auftauchen, es kommt zu schlechten Schul- und Arbeitsleistungen sowie einer höheren Rate an zusätzlichen psychiatrischen Störungen. Bekommt ein Kind keine therapeutische Hilfe, kann der selektive Mutismus auch bei Jugendlichen und Erwachsenen weiter bestehen.
Vor allem ein unbehandelter oder falsch behandelter selektiver Mutismus kann in einen totalen Mutismus kippen. Ein Mensch, der an totalem Mutismus leidet, kann mit niemanden und in keiner Situation sprechen. Definiert ist der totale Mutismus als eine nach erfolgreichem Spracherwerb totale Hemmung der Lautsprache bei gesundem Hör- und Sprechvermögen. Das bedeutet, es liegen – ebenso wie beim selektiven Mutismus – keine organischen Störungen vor.
Der Vermutung nach ist ein Trauma oder eine langanhaltende Belastungssituation dafür verantwortlich wenn der selektive Mutismus sich in einen totalen Mutismus wandelt.
Therapeutische Hilfe:
- Ergotherapie zu Verbesserung des Selbstbewusstseins
- Logopädie
- Reittherapie – lernen Handlungsmächtig zu sein, und etwas bewirken zu können
- Psychotherapie – Verhaltenstherapie
Sehr wichtig ist das die Berufsgruppen interdisziplinär – also gemeinsam mit dem Klienten arbeiten.
Reittherapie und Mutismus:
Wie bereits erwähnt, kann die Reittherapie bei Mutismus hilfreich sein. Die Klienten können durch nonverbale und verbale Kommunikation mit dem Pferd lernen handlungsfähig zu sein. Die Pferde / Tiere stehen meistens auf einer anderen Ebene als Menschen. Demnach fällt es leichter die Wünsche und Aussagekräfte zu erlernen. Sie lernen sich durchzusetzen und keine Angst davor zu haben etwas falsches zu äußern.
Dadurch entwickelt sich Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Auch ist es gut nach einiger Zeit in eine Gruppe zu wechseln, der Kontakt mit Gleichaltrigen die sich gemeinsam mit einem Neuen Thema beschäftigen und sich gegenseitig Helfen müssen um eine Lösung zu finden tut sehr gut.